Kultur erleben im Naturpark Rheinland
Spuren der Zeit
Wer im Naturpark Rheinland unterwegs ist, stößt fast überall auf Spuren vergangener Epochen. Von der Römerzeit über die Zeit der Kurfürsten, dem Zeitalter der Industrialisierung bis heute haben die Menschen im Naturpark ihre eigene(n) Geschichte(n) geschrieben. Und manche Orte vermitteln ein Bild davon, wie es vielleicht vor langer Zeit einmal war.
Franken und Kurfürsten
Die großen zusammenhängenden Waldgebiete des Kottenforstes und der Ville waren schon früh bevorzugte Jagdreviere der fränkischen Herrscher. Der Kottenforst wird bereits in einer Urkunde des 7. Jahrhunderts erwähnt. Als Reichsgut unterstand das Gebiet später den deutschen Kaisern. Otto XI übertrug dann 973 das Jagdrecht auf Hochwild dem Erzbischof von Köln. Erzbischof Anno XI von Köln vermachte den Forst wiederum der Abtei Siegburg. Diese entschloss sich 1549 zum Verkauf an die Kölner Erzbischöfe.
Mit viel Sorgfalt widmeten sich im 17. und 18. Jahrhundert die Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln aus dem Hause Wittelsbach der Pflege der Wälder. Eine glanzvolle Zeit erlebte das Gebiet unter dem besonders jagdfreudigen Clemens August. Brühl blühte als zeitweilige Residenz der Kölner Kurfürsten auf, die nach ihrer Vertreibung aus Köln Bonn zu ihrem Hauptsitz machten.
Römer und Ritter
Westlich des Waldgebietes beginnt die Jülich-Zülpicher Börde mit ihren dörflichen Siedlungen. Bereits zur Zeit der Römer (50 v. Chr. - 400 n. Chr.) existierten hier bäuerliche Hofanlagen. Sie versorgten die Garnisonen am Rhein. Im frühen bis späten Mittelalter (5.-13. Jahrhundert) erfolgte in mehreren Phasen die Kultivierung und Besiedelung des Landes. Seitdem sind Ackerbau und Viehzucht die wichtigsten Lebensgrundlagen in der Börde. Dafür wurden auch die dichten Wälder gerodet. Durchgeführt wurden diese Rodungen hauptsächlich von Kirchen und Klöstern (Prüm, Cornelimünster, Siegburg).
Die als Lehnshöfe vergebenen ländlichen Rittergüter sicherten den jeweiligen herrschaftlichen Einflussbereich. Besonders an Erft und Swist gab es viele wehrhafte, von Wassergräben umgebene Hofanlagen. Später wurden sie zu Burgen und Schlössern ausgebaut. Die am Westrand der Ville fließende Erft bildete ab dem 9. Jahrhundert die Grenzlinie zwischen den Herrschaftsansprüchen der Grafen von Jülich und dem Erzbischof von Köln.
Landwirtschaft und Kohleabbau
Der Ostrand der Ville, das Vorgebirge, ist ebenfalls altes Siedlungsland. Gutes Klima und fruchtbarer Boden ermöglichten, dass bereits früh leistungsfähige landwirtschaftliche und gärtnerische Betriebe entstanden. Dominierend ist heute der Obst- und Gemüseanbau. Das Zeitalter der Industrialisierung hatte eine völlige Veränderung und Neugestaltung der Landschaft zur Folge. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert wurde auf dem Villerücken Braunkohle abgebaut. Aus dieser Frühphase sind im wiederbewaldeten Gebiet zwischen Brühl und Liblar noch heute Gräben, Halden und mit Wasser gefüllte Gruben als historische Relikte erhalten. Mit zunehmendem Energiebedarf und verbesserten technischen Möglichkeiten wurde der Abbau im 20. Jahrhundert großflächig betrieben. Die nachfolgende Auffüllung und Rekultivierung hat das Landschaftsbild der nördlichen Ville grundlegend verändert: Neue land- und forstwirtschaftliche Flächen wurden geschaffen.